Schwellenlos im Holzbau

(Zeichnung: Wolfin Bautechnik GmbH)

Wo der Trend zum barrierefreien Wohnen mit dem modernen Holzbau zusammenkommt, ergeben sich auch besondere Anforderungen an die Abdichtung. Der Wunsch, nachhaltig und mit nachwachsenden Rohstoffen zu bauen, hat in den letzten Jahren dazu geführt, dass der Holzbau im Objekt- wie im privaten Wohnungsbau zunehmend Einzug gehalten hat. Dies hat sich auch in den teilweise neu strukturierten Landesbauordnungen niedergeschlagen, die den Holzbau auch in höheren Gebäudeklassen zulassen. Als organischer Werkstoff verzeiht Holz jedoch bei Dauerbelastung durch Wasser keine Fehler, sondern bestraft sie mit Schimmelbildung und holzzerstörenden Pilzen. Ein Grund mehr, um bei der Abdichtung von Balkonflächen auf Fachkenntnis und Qualität zu setzen.

Auszug aus der Fachregel für Abdichtungen des ZVDH 4.4 Anschlüsse an Türen
(3) Barrierefreie Übergänge erfordern technische Sonderlösungen, die zwischen Planer, Türhersteller und Auszuführenden abzustimmen sind.
(4) Der Anschluss an Türschwellen kann durch Hochziehen der Dachabdichtung wie an Wandanschlüssen oder durch das Einbauen von Türanschlussblechen erfolgen.

Abdichten nach Plan

Als planerische Herausforderung zeigt sich immer wieder die Ausbildung der Anschlüsse im Detail, besonders bei Balkontüren. Die aktuelle Norm DIN 18531 „Abdichtung von Dächern sowie von Balkonen, Loggien und Laubengängen“ und die Fachregel für Abdichtungen des Zentralverbandes des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH) fordern stets die Einhaltung einer Anschlusshöhe von mindestens 15 cm ab Oberkante Belag. Sie geben jedoch weiten Spielraum bei Unterschreitung dieser Anschlusshöhe. Die Oberkante Belag ist die letzte aufgebrachte Schicht, zum Beispiel ein schwerer Oberflächenschutz (Kies 16/32), die Terrassendiele oder auch die Abdichtung. In den Fachregeln wird diese Ebene als „über Belag“ definiert. Eine Möglichkeit für eine fachregelkonforme Unterschreitung ist der Einbau von Entwässerungsrinnen, die dazu dienen, einen möglichst schnellen und einwandfreien Wasserablauf zu gewährleisten. So kann im Türbereich die Anschlusshöhe auf bis zu 5 cm über Oberkante Belag reduziert
werden. Das reicht aber immer noch nicht für einen barrierefreien Übergang gemäß DIN 18040, dort wird zunächst eine „0 Schwelle“ gefordert. Eine weitere Maßnahme für eine höhere Wassereintragssicherheit im Türschwellenbereich ist, die Schichtebene der Abdichtungslage mit Gefälle auszuführen. Sie muss nach den Fachregeln des ZVDH mit 2 % geplant werden. Auch der Terrassenbelag sollte ein Gefälle aufweisen, um das Oberflächenwasser schnellstmöglich abzuführen. Bei Terrassendielen aus Holz ist das Gefälle zudem noch ein konstruktiver Holzschutz, da sich stehendes Wasser negativ auf die Lebensdauer der Dielen auswirkt. Werden die Anschlüsse im Bereich von Fenstertüren mit barrierefreiem Übergang nicht zum Beispiel durch ausladende Überdachungen geschützt, kommt es bei Schnee und Eisbildung sowie bei ungünstigen Witterungsverhältnissen zu einer erhöhten Feuchtigkeitsbelastung.

Die Schäden, die dadurch entstehen, sind meist nur mit hohem technischem Aufwandund sehr kostenintensiv zu beheben. Unter anderem deshalb, weil umfassende Bauteile wie Pfosten und dazugehörige Wandschichtenpakete ebenfalls ausgetauscht bzw. erneuert werden müssen.

Schritt für Schritt – Barrierefrei und wasserdicht
Gerade im Holzbau muss eine Abdichtung sehr sorgfältig ausgeführt werden. Das gilt auch für Anschlüsse von barrierefreien Übergängen. Die Schritt-für-Schritt-Anleitung zeigt, wie es richtig geht.
1. Bauseits wird die Dampfsperre an die speziell für den barrierefreien Übergang konstruierte Türschwelle mit bereits werkseitig aufgebrachter
Kunststoff-Dach- und Dichtungsbahn angeschlossen.
2. Anschließend wird eine Zuschnittsbahn auf die Flächenabdichtung aufgeschweißt. Des Weiteren werden ausreichend dimensionierte Rinnen mit Anschluss an die Entwässerung im Türbereich eingebaut. Auch die Barrierefreiheit gemäß DIN 18040 ist so erfüllt.
3. Seitliche Wandanschlüsse neben der Balkontür werden mit einer System-Zuschnittsbahn hergestellt und mit dem Heißluftschweißgerät verschweißt. Die Kehlfixierung wurde zuvor fachgerecht eingebaut. 4. Die Anschlussbahn wird in die Balkontürlaibung angepasst. Der Rücksprung in der Fassade wurde dabei materialhomogen ausgebildet und fachgerecht abgedichtet.
5. Dann erfolgt der Einbau von System-Formteilen (Außenecken) an den Außenkanten der Balkontürlaibung. 6. Der Anschluss im Wand- sowie Balkontürbereich ist fertig hergestellt. Der Ablauf der zu erwartenden Wassermengen erfolgt gezielt und kontrolliert über die eingebauten Entwässerungsöffnungen. Ein Schlauchanschluss ist zusätzlich möglich. Nach Fertigstellung durch Aufbringen weiterer Schichten ist der Übergang barrierefrei.
Bilder: Wolfin Bautechnik GmbH

Speziell konstruierte Türschwellen als Lösung

Eine Lösung bieten speziell für den barrierefreien Übergang konstruierte Türschwellen, die bereits werkseitig mit einer Kunststoff-Dach- und -Dichtungsbahn ausgestattet sind. Dazu wird ein mit Bahnenmaterial kaschiertes Verbundblech wasserdicht auf die Aluminium-Türschwelle montiert und
anschließend eine Wolfin IB-Zuschnittsbahn aufgeschweißt. Des Weiteren werden ausreichend dimensionierte Rinnen mit Anschluss an die Entwässerung im Türbereich eingebaut. Diese Variante wird in der Flachdachrichtlinie des ZVDH unter Einhaltung der verschiedenen Kriterien als Sonderlösung aufgeführt.

Abstimmung zwischen Planer, Türhersteller und Ausführenden

Das wichtigste Kriterium ist die sorgfältige Planung. Das bedingt eine vorherige Abstimmung zwischen dem Planer, Türhersteller und den Ausführenden. Sie ist die Basis für einen reibungslosen Baustellenablauf. Dafür ist es unumgänglich, diese Ausführung zwischen dem Auftraggeber und dem Auftragnehmer vertraglich zu vereinbaren. Der moderne Holzbau weist dabei einen großen Vorteil auf: Die vorgenannte Schnittstelle an der Balkontür kann oftmals „schon im Werk“ hergestellt und vorgefertigt werden, oder sie wird durch dieselbe Firma am Objekt eingebaut. Somit ist diese Ausführung optimal und fehlerfrei machbar.

Autor: Alexander Wolf ist Dachdecker- und Zimmerermeister. Der von der Handwerkskammer Wiesbaden öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige für das Zimmererhandwerk ist in der Anwendungstechnik der Wolfin Bautechnik GmbH tätig.

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