Steuert Deutschland auf eine „graue Wohnungsnot“ zu?

Ab 2035 wird Deutschland „richtig alt“ und im Alter zunehmend ärmer. Und trotzdem muss sich die neue Rentner-Generation das Wohnen auch noch leisten können. Genau das wird so allerdings mit dem jetzigen Wohnungsmarkt nicht klappen, sagt das Pestel-Institut. Die Wissenschaftler aus Hannover warnen: Deutschland steuert auf ein massives Alters-Wohnproblem zu – auf eine „graue Wohnungsnot“. Dazu legte das Pestel-Institut im Rahmen der Fachmesse BAU 2019 in München im Auftrag des Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB) eine neue Studie vor: Wohnen der Altersgruppe 65plus
„Deutschland muss sich umbauen!“
Demnach werden ab 2035 rund 24 Mio. Menschen zur Altersgruppe 65plus gehören – rund 6 Mio. mehr als heute. Die Wissenschaftler kommen in der Studie zu dem Schluss, dass bereits bis 2030 bundesweit rund 3 Mio. altersgerechte Wohnungen zusätzlich gebaut werden müssen. „Es ist deshalb notwendig, beim Neubau weiterhin den Fokus verstärkt auf das altersgerechte Bauen zu legen. Ein Großteil der erforderlichen Senioren-Wohnungen wird allerdings durch den Umbau vorhandener Wohnungen entstehen müssen: Deutschland steht vor einem neuen Baujahrzehnt des altersgerechten Sanierens“, sagte Michael Hölker mit Blick auf die Studienergebnisse. Für den BDB-Hauptgeschäftsführer steht fest: „Deutschland muss sich umbauen.“ Gehen die geburtenstarken Jahrgänge in Rente, sei der Bedarf vor allem an kleinen und bezahlbaren Senioren-Wohnungen enorm. Die Wissenschaftler aus Hannover benennen in München auch die Kosten: Demnach werden für den altersgerechten Umbau und die Modernisierung bis 2030 rund 50 Milliarden Euro an Investitionen und damit mindestens 5,6 Milliarden Euro an Fördermitteln erforderlich sein. Der Staat müsse diesen „grauen Wohnungsumbau“ offensiv unterstützen – mit Beratungs- und Förderprogrammen. Das Pestel-Institut kommt in seiner Studie zu dem Schluss, dass mindestens 500 Mio. Euro jährlich an Fördermitteln für den generationengerechten Bau- und Umbau erforderlich sind. Für den Staat rechne sich dies sogar: „Barrierearme Wohnungen ermöglichen Menschen eine Pflege in den eigenen vier Wänden. Die deutlich teurere und oft nicht gewollte stationäre Pflege im Heim lässt sich so häufig vermeiden“ , sagt Studienleiter Matthias Günther.
Infoveranstaltung BAU 2019 + Trendstudie barrierefrei

Details zur Studie präsentierte der BDB bei einer Infoveranstaltung am 17. Januar zum Thema „Wohnen 65+ und Herausforderung Bestand – bedarfsgerecht barrierefrei?“, die der Verband gemeinsam mit der Rudolf Müller Mediengruppe durchführte. Im Rahmen der Veranstaltung stellte Tanja Buß, Leiterin des Geschäftsfeldes „bfb barrierefrei bauen“, auch erste Ergebnisse der „bfb barrierefrei bauen – Trendstudie 2019“ der Rudolf Müller Mediengruppe vor. Die bfb-Trendstudie, die im Februar erscheinen wird, zeigt unter anderem, dass die Mehrkosten für Barrierefreiheit bei guter Planung überschaubar bleiben. Dennoch bleibe die Angst vor Mehrkosten das wesentliche Hemmnis. Größte Herausforderung bei dem Thema sei es aber nach wie vor, die Beschäftigung mit der Barrierefreiheit in den Köpfen der Bauherren zu verankern.
Herausforderungen und Chancen für die gesamte Baubranche
Die bfb-Trendstudie blickt auf den Status Quo des barrierefreien Bauen in Deutschland, stellt Erwartungen und Einschätzung der Baubranche dar und zeigt die Herausforderungen, Potenziale und Marktchancen für die Baubranche auf. Herzstück der Studie sind die Ergebnisse einer ausführlichen Umfrage unter Architekten und Bauprofis. Mehr Informationen zur bfb-Trendstudie >>
