Was muss, das muss? – Verwendung von „muss“, „kann“, „sollte“ in DIN-Normen, Konzepten und Stellungnahmen

Welche Forderungen sind verbindlich? Was hat nur empfehlenden Charakter?
In DIN-Normen und Rechtstexten, aber auch in eigenen Gutachten, Konzepten oder Stellungnahmen sind eindeutige Formulierungen Pflicht, um ungewollten Interpretationsspielraum zu vermeiden und zwingende Muss-Anforderungen von Empfehlungen oder Alternativvorschlägen unmissverständlich abzugrenzen.

Wann ist welche Formulierung angebracht?

Die eindeutige Verwendung der Verbformen „muss“, „sollte“, „kann“ und „darf“ in Normungstexten ist – natürlich – in einer eigenen DIN-Norm geregelt. DIN 820‑2:2020-03 „Normungsarbeit – Teil 2: Gestaltung von Dokumenten“ legt dazu eine Rangfolge der Verbformen fest und definiert deren Verbindlichkeit. Die folgende Tabelle aus dem „Atlas barrierefrei bauen“ fasst die Vorgaben aus Abschnitt 7 „Verbformen zur Formulierung von Festlegungen“ der aktuellen DIN 820-2 übersichtlich zusammen und zeigt typische Formulierungen und ihre Bedeutung.
Über die eigentliche Arbeit mit bzw. das Verständnis von DIN-Normen hinaus liefert diese Tabelle Architekten, Planern, Konzepterstellenden und Behindertenbeauftragten eine hilfreiche Orientierung, damit es in eigenen Konzepten, Gutachten oder Stellungnahmen nicht zu Missverständissen oder Unsicherheiten kommt. Mehr zum Thema im „Atlas barrierefrei bauen“.

Festlegung Bedeutung Verbform Formulierungsvarianten
Verbindliche Anforderung Die verbindliche Einhaltung ist notwendig; Abweichungen sind nicht erlaubt. muss
  • (es) ist erforderlich
  • (es) ist notwendig
  • notwendig ist/sind
  • lediglich … zulässig ist …
  • (es) ist zu …
darf nicht
  • (es) ist nicht zulässig/erlaubt/gestattet
  • (es) ist unzulässig
  • (es) ist nicht zu …
  • (es) hat nicht zu …
Zulässigkeit Zustimmung für eine bestimmte Ausführungsart darf
  • (es) ist zugelassen
  • (es) ist zulässig
  • (es) ist auch … zulässig
braucht nicht
  • (es) ist nicht erforderlich
  • (es) ist nicht nötig, dass …
Empfehlung Hinweis zu verschiedenen Möglichkeiten, die andere Ausführungen jedoch nicht ausschließen sollte
  • (es) wird empfohlen, dass …
  • (es) ist in der Regel …
sollte nicht
  • (es) wird nicht empfohlen
  • (es) sollte vermieden werden
Möglichkeit Hinweise zur Ausführung kann
  • (es) ist möglich, dass …
  • (es) lässt sich …
kann nicht
  • (es) ist nicht möglich, dass …
  • nicht fähig sein
  • (es) lässt sich …
Tabelle: Bedeutung von „kann“, „muss“ und „sollte“ nach DIN 820‑2:2020-03
(Quelle: Atlas barrierefrei bauen)

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Der „Atlas barrierefrei bauen“ fasst die gesetzlichen Anforderungen zum barrierefreien Bauen übersichtlich zusammen. Das Standardwerk zeigt bedarfsgerechte Lösungen, liefert praktische Arbeitshilfen sowie anschauliche Beispiele und Alternativen und erleichtert so die sichere und bedarfsgerechte Umsetzung in der Praxis.

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