Gärten

Die Veränderungen der Natur und die Beschäftigung mit Flora und Fauna berühren Menschen auch in hohem Alter sowie Demenzerkrankte auch noch im fortgeschrittenen Stadium ihrer Erkrankung. Auf emotionaler Ebene gelingt damit eine Kontaktaufnahme, die auch bei sehr zurückgezogenen und kognitiv beeinträchtigten Menschen oft noch Erinnerungen, Glücksgefühle und Aktivitäten hervorruft.

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Natürliche Pflanzen- und Materialvielfalt, überschaubare Rundwege, kleine Plätze und geschützte Sitzgelegenheiten bieten auch demenziell erkrankten Menschen Bewegungsfreiheit und Geborgenheit in Sinnesgärten. (Quelle Fotos: WiA Aachen)

Auch dem Bewegungsdrang und der motorischen Unruhe alter und demenzerkrankter Menschen kann besser mit Spaziergängen im Freien als mit Rundwegen im Pflegeheim begegnet werden. Wer viele Kilometer auf Rundläufen im Innenbereich zurücklegen kann, wird dies mit einem deutlich größeren Vergnügen in einem abwechslungsreich gestalteten und bepflanzten Garten tun. Weil die Menschen sich hier meist wohl und sicher fühlen, werden in dieser Umgebung oft auch Unruhezustände, Aggressionen und herausfordernde Verhaltensweisen auf natürliche Weise abgebaut.

Parallel zur Entwicklung neuer Pflege- und Wohnkonzepte wurde bundesweit und in verschiedenen Modellprogrammen der Bundesländer seit etwa Mitte der 1990er-Jahre auch die Gestaltung sinnesanregender Außenanlagen und Gärten dieser Wohnformen gefördert. Im Zuge dessen sind im Außenbereich von Pflegeeinrichtungen und betreuten Wohnanlagen zunehmend beschützende, eingefriedete Sinnesgärten angelegt worden, die den Bewohnern Bewegungsfreiheit geben und ihre nachlassenden Sinnesleistungen durch Düfte, Farben, aktives Begreifen, Bepflanzen und Spazieren wieder anregen und stimulieren.

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Vor allem die natürlichen und gewohnten, an der Normalität des bisherigen Lebens orientierten Angebote des Bauern- und Nutzgartens wie Wildblumen und Stauden, Obstbäume, Kräutergärten und Beerensträucher erregen bei den älteren und demenziell erkrankten Menschen Aufmerksamkeit. Bekanntes weckt Erinnerungen sowie verborgene frühere Fähigkeiten und wird bereitwillig angenommen.

Über eine Gestaltung mit Wegen, Sitzplätzen, Wasserspielen und Bepflanzung hinaus kommen in Sinnesgärten häufig auch therapeutische, experimentelle und für ältere Menschen ungewohnte Gestaltungselemente mit einem therapeutischen Hintergrund zum Einsatz. Klangschalen, Skulpturen und haptische Tastfelder oder Sport- und Fitnessgeräte zur Förderung der Motorik und kognitiver Leistungen können anregend sein, sind aber selten selbst erklärend.

Ungewohntes wird zwar unter Anleitung erprobt, aber vor allem von Menschen mit Demenz nicht mehr erlernt und oft mit Befremden registriert. Solche Angebote bieten ganz andere Erfahrungen als ein natürlich gestalteter Bauern- oder Rosengarten.

Autorin: Gudrun Kaiser