
Beim jährlichen bfb-Symposium referieren renommierte Fachleute über Anforderungen und Lösungen für einen barrierefreien Brandschutz. Über 150 Planerinnen und Experten aus Brandschutz und Barrierefreiheit kamen am 17. November 2021 zum 2. bfb-Symposium zusammen, um vor Ort in Köln bzw. digital im Live-Stream zu diskutieren.
Den Auftakt machte Nadine Metlitzky, Architektin und Herausgeberin des „Atlas barrierefrei bauen„, mit einer kurzen Einführung zu den gesetzlichen Anforderungen und der baurechtlichen Basis für barrierefreien Brandschutz.
Es folgte Andreas Ruhs, Branddirektor und Abteilungsleiter für vorbeugenden Brandschutz bei der Feuerwehr in Frankfurt am Main. Er erklärte ausführlich, was die Feuerwehr leisten kann, wo ihre Grenzen liegen, welche Schutzkonzepte funktionieren und welche dagegen nur in der Theorie gut klingen. Darüber hinaus erläuterte er die besonderen Abhängigkeiten des abwehrenden Brandschutzes vom vorgelagerten baulichen sowie organisatorischen Brandschutz – gerade im Hinblick auf Menschen mit eingeschränkter Selbstrettungsfähigkeit.
Interaktion mit den Referierenden – vor Ort im Saal und online im Live-Stream
In der Pause hatten die Besucher vor Ort die Gelegenheit bei einem Kaffee ins Gespräch zu kommen, während sich die digitalen Teilnehmer in privaten Chats austauschen konnten. Der öffentliche Chat wurde vor allem für Fragen an die Referierenden genutzt. Nach jedem Vortrag gab es moderierte Diskussionsrunden, in denen auch die Teilnehmerfragen aus dem Chat aufgegriffen wurden. Die Zuschauer vor Ort hatten natürlich ebenfalls Gelegenheit per Mikrofon ihre Fragen an die Referierenden loszuwerden. Darüber hinaus sorgten digitale Live-Umfragen für ein hohes Maß an Interaktion.
„Das Symposium gibt einen frischen Blick auf barrierefreien Brandschutz, ob der unterschiedlichen Blickwinkel der Dozenten. Somit werden Einsteiger und Profis angesprochen und jeder kann etwas mitnehmen.“
– Christine Gleich, Amt für Bundesbau SH
Nach der Pause ging es um die Vorgaben für einen barrierefreien Brandschutz in Arbeitsstätten. Nadine Metlitzky zeigte, wie sich öffentlich zugängliche Bereiche von der eigentlichen Arbeitsstätte sicher abgrenzen lassen und wies dabei auf wesentliche Unterschiede des barrierefreien Brandschutzes nach Arbeitsstätten- und Bauordnungsrecht hin. Darüber hinaus zeigte sie beispielhafte Lösungen für die Anforderungen nach ASR und gab hilfreiche Tipps für die Bauantrags- und Genehmigungsplanung.

Anschließend teilte Michael Müller, Bauingenieur und Sachverständiger für barrierefreies Bauen, konkrete Erfahrungen und Probleme, die Menschen mit Behinderung mit gängigen Evakuierungskonzepten und Rettungshilfen machen. Sein Erfahrungsbericht zeigte die Absurdität so mancher Lösung und verdeutlichte, wie schnell Gebäude für Menschen mit Behinderungen zur Falle werden können. Der Vortrag rückte die Betroffenen in den Fokus und hilft Planern und Betreibern dabei, sich besser in die Lage von Menschen mit Behinderungen hineinzuversetzen und aus diesem Bewusstsein heraus tragfähige Lösungen für den Ernstfall zu entwickeln – auch im Hinblick auf den Einsatz von Rettungshilfen.
„Vielfältige Themenauswahl, die unterschiedliche Perspektiven deutlich machten. Abwechslungsreichtum und interessante Vorträge sorgten für Kurzweiligkeit.“
„Insgesamt sehr praxisorientierter Tag mit wertvollen Infos und Handlungsempfehlungen. DANKE!“
„Aufzug im Brandfall nicht benutzen“. Diesem Statement widmete sich Angelika Stenzel-Twinbear, Fachplanerin für Brandschutz und barrierefreies Planen in ihrem Vortrag „Aufzüge im Wohnungsbau – Selbstrettung für alle?“. Sie erläuterte, unter welchen baulichen und technischen Voraussetzungen Aufzüge im Brandfall und anderen Notsituationen als eigenständig nutzbarer Fluchtweg – neben der notwendigen Treppe – verwendet werden können. Dabei blickte sie auch auf den aktuellen Stand der Genehmigungspraxis in Deutschland und erklärte, was heute schon möglich ist – und was leider noch nicht.
Best-Practice am Nachmittag
Am Nachmittag stellten Architekten und Brandschutzplaner in mehreren Best Practice-Vorträgen ihre geplanten Lösungen vor. Die Vortragenden teilten dabei ihre persönlichen Erfahrungen und zeigten anhand von konkreten Projekten Lösungsansätze und Konzepte für unterschiedliche Gebäudearten und Nutzungen. Darüber hinaus gaben sie hilfreiche Tipps zur Vorgehensweise und zeigten, wie die Abstimmung mit allen Beteiligten während der Planungs- und Genehmigungsphasen gelingen kann.
Insgesamt stand das 2. Symposium „Brandschutz & Barrierefreiheit“ ganz im Zeichen der Evakuierung und Rettung von Menschen mit Behinderungen im Not- und Brandfall – ein Thema, dass durch den demografischen Wandel weiter an Relevanz gewinnen wird. In den Fachvorträgen, aber auch in den anschließenden Diskussionen im Chat und im Saal wurden die Schwierigkeiten bei der praktischen Umsetzung eines barrierefreien Brandschutzes deutlich.
Das 3. bfb-Symposium „Brandschutz & Barrierefreiheit“ findet im Herbst 2022 statt – Termin folgt.
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