

Barrierefreies Bauen ist keine Frage der Kosten, sondern der Konzeption und Planung!
Zu diesem Schluss kommt eine Untersuchung der TERRAGON GmbH und des Deutschen Städte- und Gemeindebundes (DStGB). Analysiert wurden die Mehrausgaben für barrierefreies Bauen im Vergleich zu konventionellen Bauweisen. Grundlage der Untersuchung war ein fiktives Musterprojekt eines fünfgeschossigen Wohnungsneubaus in Berlin mit insgesamt 20 Wohnungen und 1.500 qm Wohnfläche. Durchgerechnet wurden 140 Kriterien für barrierefreies Bauen nach DIN 18040-2. Bei 130 Kriterien kommen die Verfasser zu dem Schluss, dass Barrierefreiheit nicht mit Mehrkosten verbunden ist, sondern allein mithilfe einer intelligenten Planung erreicht werden kann. Bezogen auf das Musterprojekt mache die Barrierefreiheit nur rund 1 % der Gesamtbaukosten aus.
Anzumerken ist aber, dass es sich bei der Untersuchung um ein idealisiertes Projekt handelt, ohne jede Einschränkung durch z.B. Grundstücksgrößen, Geländeverhältnisse, Bebauungspläne o.ä. Hinzu kommt, dass die Berliner Bauordnung ab 5 Geschosse ohnehin einen großen, und damit barrierefreien Aufzug fordert, der von der öffentlichen Verkehrsfläche stufenlos erreichbar sein muss (§ 39 Abs. 4), so dass im angenommenen Musterprojekt durch eben diesen Aufzug keine Mehrkosten entstehen. In anderen Bundesländern verlangen die Bauordnung z.T. kleinere Aufzüge. Durch die Anforderungen an einen barrierefreien, stufenlos erreichbaren Aufzug kann es dann unter Umständen doch zu Mehrkosten kommen.
Dennoch bleibt die richtige Erkenntnis: Barrierefreies Bauen ist bei sorgfältiger und frühzeitiger Planung kein Kostentreiber, sondern bietet Komfort und Sicherheit für alle.
„Diese geringen Mehrkosten müssen zudem vor dem Hintergrund der erheblichen Vorteile der Barrierefreiheit gesehen werden. Selbstnutzende Eigentümer profitieren vom Komfort bis ins hohe Alter, Vermieter von der besseren und längeren Vermietbarkeit. Zudem wird ein generell höherer Immobilienwert gegenüber nicht barrierefreien Wohnungen erzielt“, erklärt Dr. Michael Held, Geschäftsführer von TERRAGON.
„Leider wird Barrierefreiheit bisher noch in vielen Fällen ausschließlich mit den Zielgruppen Senioren und Menschen mit Handicaps in Verbindung gebracht. Dabei bedeutet ein durchdachtes Konzept für Barrierefreiheit nichts anderes als Komfort, von dem Nutzer aller Altersklassen und in allen Lebenslagen profitieren können – ein nachhaltiges Investment, für das sowohl wirtschaftlich, als auch gesamtgesellschaftlich gesehen viele gute Argumente sprechen“, ergänzt Prof. Lothar Marx, Honorarprofessor an der TU München für „Bauen für alte und behinderte Menschen“ und Mitglied der Normenausschüsse zum altersgerechten Wohnen und zur Barrierefreiheit.
„In Deutschland fehlen aktuell mindestens 1,6 Millionen barrierefreie Wohnungen, Tendenz steigend. Geleichzeitig sind barrierefreie Wohnungen eine Grundvoraussetzung für eine stärkere ambulante Versorgung der Pflegebedürftigen und damit auch für eine finanzielle Entlastung der Kommunen. Vor diesem Hintergrund kommt den Kosten der Barrierefreiheit eine große gesellschaftliche Bedeutung zu“, sagt Dr. Gerd Landsberg, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes (DStGB).
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