Nachbericht zum bfb-Seminar Barrierefrei-Konzept Hessen

85 Architekten und Planer, Behördenvertreter und Behindertenbeauftragte waren zum bfb-Seminar nach Darmstadt gekommen, um sich über die hessischen Neuerungen in Sachen Barrierefreiheit zu informieren. Denn im Zuge der neuen Bauordnung wurde das Barrierefrei-Konzept verpflichtend eingeführt. Ab sofort muss die Barrierefreiheit für Wohn- und Nichtwohngebäude im Genehmigungsverfahren anhand spezieller Formulare nachgewiesen werden. Zusätzlich müssen in einem ganzheitlichen „Planungskonzept Barrierefreies Bauen“ alle für das individuelle Bauvorhaben vorgesehenen Maßnahmen gekennzeichnet und beschrieben werden. Bei Sonderbauten ist eine Kennzeichnung rollstuhlgeeigneter Rettungswege vorgesehen. Wie das in der Praxis aussehen kann, war Thema des bfb-Seminars Barrierefrei-Konzept in Hessen. Die Moderation übernahm Tanja Buß, Leiterin des Geschäftsfeld bfb barrierefrei bauen bei Rudolf Müller.
Anforderungen an die Barrierefreiheit nach HBO

In einem kurzen Grußwort erläuterte Brigitte Schneider von der Obersten Bauaufsicht beim Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung die Beweggründe und Zielsetzung hinter diesen neuen Vorgaben.
Danach führte Nadine Metlitzky, Sachverständige für barrierefreies Bauen und Herausgeberin des „Atlas barrierefrei bauen“, in die generellen Anforderungen an das Barrierefreie Bauen nach DIN 18040 und die hessischen Besonderheiten ein. Dabei lieferte Sie Antworten auf typische Fragen wie: Wie viel Barrierefreiheit ist gefordert? Was ist bei Wohn- und Nichtwohngebäuden zu beachten? Wann gilt ein Gebäude als öffentlich zugänglich?
Barrierefrei-Konzept in der Praxis

Am Nachmittag widmete sich Stephanie Hess, Architektin und Fachplanerin für Barrierefreies Bauen, dem Aufbau und Inhalt von Barrierefrei-Konzepten im Detail. Sie erläuterte die konkrete Vorgehensweise sowie den Mehrwert von Barrierefrei-Konzepten und zeigte, wie sich die Maßnahmen in Barrierefrei-Plänen anhand von Symbolen und Piktogrammen eindeutig und für alle Beteiligten nachvollziehbar darstellen lassen.
Abschließend wurden Auszüge aus konkreten Beispielfällen aus der Praxis vorgestellt und diskutiert. Anhand der teilweise durchaus kontrovers geführten Diskussion – insbesondere um die ein oder andere Lösung im Bestand, bei denen sich eine vollständige, normkonforme Barrierefreiheit nicht immer erreichen lässt – wurde deutlich, wie wichtig eine frühzeitige Abstimmung mit alle Beteiligten ist, um eine für alle tragfähige, bedarfsgerechte Lösung für das individuelle Bauprojekt zu entwickeln.
Und genau zu dieser Konsensfindung können Barrierefrei-Konzepte einen entscheidenden Beitrag leisten – nicht nur, aber gerade auch bei Bauvorhaben im Bestand oder mit Öffentlichkeitscharakter.
Weitere Seminare zum Thema sind in Vorbereitung. Termine und Infos folgen.
![]() Wie man ein Barrierefrei-Konzepte in der Praxis erstellt, erläutert der Atlas barrierefrei bauen. Darüber hinaus liefert er Symbole und Piktogramme zum direkten Download und individuellen Verwendung in Ihrem Projekt. Mehr dazu >> |
Unterstützt wurde das Seminar von :
![]() ![]() |
![]() ![]() |
Teilnehmerstimmen:
„Sehr spannend und informativ. Gute Beispiele!“
„Sehr kompetente Referentinnen“
„Aufschlussreich“
„Vielschichtig und informativ“
„Fachlich fundierte Vorträge“
Das waren die Themen
Im Zuge der neuen Hessischen Bauordnung wird das Barrierefrei-Konzept zur Pflicht. Ab sofort muss die Barrierefreiheit für Wohn- und Nichtwohngebäude im Rahmen des Genehmigungsverfahrens nachgewiesen werden. Bezogen auf das individuelle Bauvorhaben müssen in einem ganzheitlichen „Planungskonzept Barrierefreies Bauen“ alle Maßnahmen gekennzeichnet und beschrieben sowie spezielle Vordrucke ausgefüllt werden. Bei Sonderbauten ist insbesondere eine Kennzeichnung rollstuhlgeeigneter Rettungswege vorgesehen.
Im bfb-Seminar „Barrierefrei-Konzept Hessen“ am 29. November 2018 wurden die neuen Vorgaben an das Barrierefreie Bauen in Hessen vermittelt. In einzelnen Themen-Blöcken erläuterten die Referentinnen die Anforderungen und Schutzziele und zeigten bedarfsgerechte Lösungen für verschiedene Gebäudearten und Nutzungen. Teilnehmer lernten, wie diese Maßnahmen in einem schlüssigen Planungskonzept Barrierefreies Bauen sicher nachgewiesen können. Die Referenten befassten sich dabei sowohl mit der Darstellung anhand von Symbolen und Planzeichen sowie der textlichen Beschreibung der Maßnahmen. Diskutiert wurde zudem der Umgang mit Ausnahmen, z. B. beim Bauen im Bestand, aufgrund von unverhältnismäßigen Mehraufwand oder bautechnischen Gründen, sowie Kompensationsmaßnahmen.
Das bfb-Seminar gab Antworten auf folgende Fragen:
- Welche Anforderungen gelten an die Barrierefreiheit in Hessen? Welche Besonderheiten sind bei Wohn- und Nichtwohngebäuden sowie öffentlich zugänglichen Gebäuden und Sonderbauten zu beachten?
- Was muss ein Planungskonzept Barrierefreies Bauen beinhalten und wie werden die Maßnahmen darin dargestellt?
- Wie können nötige Ausnahmen, z. B. beim Bauen im Bestand, begründet werden?
PDF-Flyer Seminar Barrierefrei-Konzept Hessen >>
Seminar-Programm im Überblick
Uhrzeit | Programmpunkt |
ab 9:15 Uhr | Akkreditierung / Ausgabe der Unterlagen |
10:00 Uhr |
Begrüßung Brigitte Schneider, Oberste Bauaufsicht, Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung |
10:10 Uhr | Block 1 Nadine Metlitzky Neue Anforderungen an die Barrierefreiheit nach HBO Grundlagen: Warum, für wen, wieviel und wo muss welche Barrierefreiheit nach der neuen HBO erfüllt werden? Hessische Bauordnung (HBO): Was hat sich geändert und welche Konsequenzen hat dies auf den Planungs- und Genehmigungsprozess? |
11:10 Uhr | Kaffeepause |
11:30 Uhr | Block 2 Nadine Metlitzky Konsequenzen für die verschiedenen Gebäudearten/Nutzungen und den Nachweis im Baugenehmigungsverfahren Hessische Verwaltungsvorschrift Technische Baubestimmungen (H-VV TB): Was hat sich im Anforderungskatalog geändert? Wo muss wieviel Barrierefreiheit realisiert werden? Bauvorlagenerlass (BVErl): Für welche Gebäude muss welche Vorlage ausgefüllt werden? Welche Qualität wird an den zu erbringenden Nachweis zur Barrierefreiheit gestellt? Umgang mit Abweichungen & Co. |
12:30 Uhr | Mittagspause |
13:30 Uhr | Block 3 Stephanie Hess Barrierefrei-Konzept –Aufbau + Inhalt Herangehensweise, Beteiligte, Ablauf sowie Aufbau und Inhalt (zeichnerische Darstellung und textliche Erläuterung) |
14:30 Uhr | Kaffeepause |
15:00 Uhr | Block 4 Stephanie Hess und Nadine Metlitzky Barrierefrei Konzept – Beispiele für Wohn- und Nichtwohngebäude aus Neubau und Bestand Fallbeispiele aus der Praxis |
16:00 Uhr | Block 5 Stephanie Hess und Nadine Metlitzky Barrierefrei Konzept – konkret Raum für Teilnehmerfragen zu eigenen Projekten und Abschlussdiskussion |
ca. 16:30 Uhr | Ende |
Das bfb-Seminar richtet sich an alle, die Barrierefrei Konzepte erstellen oder daran mitwirken, bzw. vorgelegte Konzepte prüfen und genehmigen, also Architekten, Ingenieure und Planer, Vertreter von Bau- und Genehmigungsbehörden sowie Behindertenbeauftragte und Interessenvertreter.
Durch den intensiven Austausch sie hilfreiche Anregungen und Tipps für den sicheren Nachweis der Barrierefreiheit. Sie erfahren, mit welchen Maßnahmen Sie die Anforderungen sicher erfüllen und erhalten das nötige Handwerkszeug, um schlüssige Barrierefrei-Konzepte erstellen und beurteilen zu können. So können Sie die neuen Anforderungen prüffähig nachweisen und damit späteren Nachbesserungen und Kostensteigerungen sicher vorbeugen. Raum für Ihre Fragen! Das bfb-Seminar bietet außerdem ausreichend Zeit für individuelle Fragen zu eigenen Projekten.
Teilnehmer erhalten Fortbildungspunkte der Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen (AKH) (6 Fortbildungspunkte) und der Ingenieurkammer Hessen (IngKH) (6 Unterrichtseinheiten UE).
Barrierefrei-Konzept wird Pflicht: Beitrag zum Beschluss >>
Zu den Referentinnen:
![]() |
Dipl.-Ing. (FH) Nadine Metlitzky
|
![]() |
Dipl.-Ing. (FH) Stephanie Hess
|
Mit freundlicher Unterstützung von:
![]() |
![]() |
Ein Kommentar
Kommentare sind geschlossen.