bfb nachgefragt … 3 Fragen zur neuen DIN 18040

Wie viel Barrierefreiheit steckt in der neuen DIN 18040? Zum Stand der Einspruchsberatung …
Hinter den Kulissen wird mit Hochdruck an der neuen DIN 18040 „Barrierefreies Bauen – Planungsgrundlagen“ gearbeitet. Die Entwürfe liegen vor – jetzt werden die Einsprüche beraten und verhandelt. Uns in der Redaktion erreichen viele Fragen zum zukünftigen Anforderungsniveau und den geplanten Änderungen.
Hintergrund der Neufassung ist, dass die europäische Barrierefrei-Norm DIN EN 17210 „Barrierefreiheit und Nutzbarkeit der gebauten Umgebung“ bis Anfang 2024 in deutsches Recht umgesetzt werden muss. Konkret: Die nationalen Normen dürfen den europäischen Regeln nicht entgegenstehen und müssen entsprechend angepasst werden.

Mehr oder weniger Barrierefreiheit?

Deckblatt Entwurf zur DIN 18040-2 (Screenshot)

Was ist neu? Alle geplanten Änderungen haben wir ausführlich kommentiert. Hier finden Sie die Entwürfe zur neuen DIN 18040 in der Übersicht:

Diskussionen gibt es insbesondere zu den geplanten Neuregelungen rund um niveaugleiche Übergänge. Müssen barrierefreie Schwellen zukünftig endlich niveaugleich sein? Im Sinne der baulichen Barrierefreiheit wären „Nullschwellen“ absolut wünschenswert. Oder bleibt es bei Ausnahmen bis max. 1 cm, oder – wie manche fordern – sogar 2 cm-Schwellen?

Auch um den Geltungsbereich der DIN 18040 Teil 1 für öffentlich zugängliche Gebäude wird gestritten. Bleiben Arbeitsstätten wie bisher außen vor? Oder wird die neue DIN 18040 auch die Barrierefreiheit von Arbeitsstätten umfassen, wie es diese Formulierung im Anwendungsbereich der DIN EN 17210 eigentlich vermuten lässt: „Die […] Anforderungen und Empfehlungen gelten für das gesamte Spektrum der gebauten Umwelt“.

Wir haben beim DIN Deutsches Institut für Normung nachgefragt.

bfb nachgefragt

bfb: Wie viele Einsprüche sind zu den einzelnen Teilen der DIN 18040 eingegangen?

DIN: Zum Entwurf E DIN 18040-1:2023-02 gab es etwa 570 Einsprüche von rund 40 Einsprechenden.
Zum Entwurf E DIN 18040-2:2023-02 gab es etwa 385 Einsprüche von rund 35 Einsprechenden.
Zum Entwurf E DIN 18040-3:2023-02 gab es etwa 270 Einsprüche von rund 65 Einsprechenden.
Damit ist die Anzahl der Einsprüche im Vergleich zu den Entwürfen dieser Normen von 2009 deutlich geringer.

bfb: Was sind die fünf strittigsten Punkte bzw. Themen? Was wird dazu angemerkt bzw. gefordert?

DIN: Die Einsprüche bezogen sich auf die unterschiedlichsten Inhalte der Norm und waren verbunden mit sehr unterschiedlichen Forderungen (die Themen Nullschwellen und Arbeitsstätten gehörten auch dazu), eine klare Reihenfolge oder Schwerpunkte konnten sich nicht feststellen lassen. Die Expert*innen des Ausschusses arbeiten derzeit an der Bewertung und Berücksichtigung der Einsprüche.
Natürlich wird es in der finalen Version der Norm Veränderungen im Vergleich zum Entwurf geben. Da diese aber noch nicht abschließend feststehen, kann der Ausschuss derzeit keine Auskünfte über Inhalte der finalen Normen erteilen. Der Ausschuss prüft vor Veröffentlichung auch noch einmal auf mögliche Widersprüche zu anderen Normen (wie DIN EN 17210).

bfb: Wie geht es jetzt konkret weiter?

DIN: Der Normungsprozess orientiert sich auch bei der Überarbeitung der Normenreihe DIN 18040 an den Anforderungen von DIN 820-4 (zum Geschäftsgang im Normungsprozess). Das heißt konkret, dass jede*r die Möglichkeit hatte, Einsprüche einzureichen. Alle Einsprechenden, die ihre Einsprüche frist- und ordnungsgemäß eingereicht haben, wurden zu einer Einspruchssitzung eingeladen, in der über die Einsprüche gesprochen wurde und in der die Ausschussmitglieder die Möglichkeit hatten, Rückfragen an die Einzusprechenden zu stellen. In der Regel nehmen aber nicht alle Einsprechenden die Einladung wahr. Die Veröffentlichung der finalen Norm wird nach dem Abschluss der Kommentarberatung erfolgen.

Die endgültigen Fassungen sollen im Februar 2024 vorliegen. Wir sind gespannt und bleiben dran!

Mehr zum Thema Barrierefreies Bauen erfahren Sie auch auf der 8. Fachtagung bfb barrierefrei bauen am 5. September 2023 >>

8. Fachtagung bfb barrierefrei bauen – hybrid