Barrierefreie Produkte – Sanitätsbedarf

Barrierefreie Produkte auf dem Vormarsch

Der demografische Wandel bringt neue Umsatzchancen für die DIY-Branche. Barrierefreie Produkte und Umbauten erhöhen den Komfort und die Sicherheit für alle Generationen.

Einkauf_Sanitätsbedarf
Baumärkte können den Abverkauf barrierefreier Produkte und Umbauten wirksam mit guter Kundeninformation unterstützen. (Foto: HSI)

Rund 38% der Hausbesitzer in Deutschland planen, bis 2016 ihr Bad zu renovieren. Das ermittelte das Ipsos-Institut für den Fachschriften-Verlag 2015. 41% der Umbaumaßnahmen am und im Haus haben ein Ziel: „Barrierefrei/altersgerecht“. Gegenüber der letzten Studie aus 2011 haben 10% mehr der Renovierungswilligen dieses Motiv angegeben. Solche Überlegungen werden durch den demografischen Wandel gefördert: Im Jahr 2030 wird jeder zweite Deutsche sein 50. Lebensjahr vollendet haben. Ein barrierefreies Bad kann unterschiedlichste Gestalt annehmen. Für eher traditionell-konservative Kunden können ganz pragmatische barrierefreie Produkte zur Nachrüstung wie Haltegriffen in Badewannen oder von Duschsitzen ausreichen. Auf diese Kunden sind Baumärkte heute gut vorbereitet. Barrierefreie Bäder können aber genauso Wellnessoasen gleichen und profitieren von großzügigen Grundrissen mit bodengleichen Duschen.

Neue Ansprüche der Generation 50+

barrierefreie Produkte: Dusche
Villeroy & Boch: Infinity-Dusche Squadro. Die Duschböden sind in fast 50 Größen erhältlich und können millimetergenau zugeschnitten werden (Foto: Villeroy&Boch-Infinity)

Die Generation 50plus ist kaufkraftstark und sieht sich selbst nicht als „alt“ an. „Altersgerecht“ einrichten will sich darum kaum jemand. Das Zauberwort heißt „barrierefrei“ und wird assoziiert mit hohem Komfort in großzügigen Badezimmern. Für die DIY-Branche sind die neuen Alten als Zielgruppe eine Herausforderung. Auch wenn viele Märkte in der Heimdeko mit Interieurabteilungen atmosphärisch aufgerüstet haben, wird die Sanitärabteilung von Pragmatismus beherrscht. Einzelne Hersteller stellen sich der Herausforderung innovative barrierefreie Produkte zu entwickeln und zu etablieren. Villeroy & Boch entwickelt die Kollektionen O.novo Vita und Architectura Vita stetig weiter und ergänzt diese neu durch bodenebene Infinity-Duschböden, die sich fast unsichtbar in den Raum integrieren lassen. Die Waschtische sind unterfahrbar und haben integrierte Haltegriffe und breite keramische Ablageflächen. Im Sanitärsortiment Architectura Vita finden sich unterfahrbare Waschtische auch in der schmalen Breite von 60 cm für kleine Bäder.

Das Mehrgenerationenbad

Wer ein Bad neu plant, plant immer öfter für alle Generationen: Denn ein rutschfester Bodenbelag oder auch höhenverstellbare Waschtische nützen kleinen Kindern genauso wie älteren Menschen, die unsicherer stehen und gehen als früher. Im Mehrgenerationenbad schafft sich aktuell ein weiterer Trend Platz, der tatsächlich auch Platz braucht: Das Badezimmer könnte künftig nicht nur als Waschraum, sondern auch als mögliches Fitnessstudio und Wellnesstempel eine Rolle spielen. Dafür sind großzügige barrierefreie Grundrisse nach Umbauten eine gute Basis.

Mehr Komfort im Alltag

barrierefreie Produkte: Einhandbesen
Einhandbesen von Schwerter (Foto: HSI-Einhandbesen)

Wer Barrierefreiheit im Badezimmer umsetzt, freut sich oft auch über Unterstützung im Alltag. „Komfort und Sicherheit“ stehen im Fokus vieler Produkte im Baumarkt, die als Einzellösung im Markt schwer wahrgenommen werden. So können Funkantriebe für Rollläden das Leben und die Sicherheit von Menschen jeden Alters erleichtern und verbessern. Marktmanager, die querdenken, könnten Produkte für die Generation 50plus in einer Verkaufsförderungsaktion zusammen als Insel präsentieren. Das Unternehmen Hermann Schwerter in Iserlohn geht diesen Schritt und entwickelte gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Gerontotechnik ein neues Sortiment „Komfort und Sicherheit – KoSi“. Es vereint praktische Alltagshelfer für unterschiedlichste Bereiche und erleichtert damit allen Altersklassen das Leben. „Uns ist bewusst, dass in den kommenden Jahren der altersgerechte und komfortable Ausbau von Wohnungen und Häusern für viele Menschen im Vordergrund steht. Das Ziel ist es, möglichst lange unabhängig und selbstständig in den eigenen vier Wänden zu leben“, erklärt Inhaber Jürgen Schwerter. Das zukunftsorientierte Schwerter-Sortiment „KoSi“ unterstützt die Menschen in ihrer Eigenständigkeit, braucht aber im Baumarkt etwas Anschwung, so Jürgen Schwerter weiter: „Zurzeit leisten wir hier Pionierarbeit. Es wird Überzeugungskraft und werbliche Unterstützung nötig sein, um das Thema in die Öffentlichkeit zu rücken und den Abverkauf zu unterstützen. Wir sind jedoch sicher, den richtigen Weg eingeschlagen zu haben.“

 Verkaufsförderung

Baumärkte können barrierefreie Produkte im Verkauf für Umbauten wirksam mit guter Kundeninformation unterstützen. Denn viele „altersgerechte Umbauten“ können von der Pflegeversicherung bezahlt oder über die KfW-Bank staatlich bezuschusst werden. Die Mehrheit der Kunden weiß dies allerdings nicht. In einer Forsa-Studie, vorgestellt zum „Tag des Bades“ im September 2015, wurden Bundesbürger über 18 Jahre befragt, wie sie sich über die staatliche Förderung beim altersgerechten Umbau von Badezimmern informiert fühlen. Dazu gehören beispielweise die Kredit- und Zuschussprogramme der KfW. 53% waren über die finanzielle Förderung „überhaupt nicht“ informiert, in Haushalten mit drei Personen waren es 63% und in Haushalten mit niedrigem Einkommen 60%. Nur ein Fünftel, 22%, gaben „sehr gute oder gute Kenntnisse“ an. Auch bei der Verkaufsförderung kann die DIY-Branche also neue Wege gehen. Denn wer seine Kunden über Möglichkeiten finanzieller Förderung informiert, erleichtert Kaufentscheidungen – und kann so den Alltagskomfort seiner Kunden verbessern.

Quelle: baumarkmanager ❘ 5.2016