Ein neuer Lift bringt Besucher bis auf den Rang.

Das Theater in Putbus auf der Ostseeinsel Rügen ist das wohl schönste und älteste Schauspielhaus in Mecklenburg-Vorpommern. Das eindrucksvolle Gebäude glänzt mit seiner schneeweißen Fassade, einem prachtvollen Innenraum und einer hervorragenden Akustik. Erbaut wurde die Spielstätte bereits von 1819 bis 1821. Zum coronabedingt nachgeholten 200-jährigen Jubiläum erstrahlt das historische Theater dank einer umfangreichen Sanierung wieder in vollem Glanz. Das Bestandsgebäude erhielt einen gläsernen Anbau mit einem Personenaufzug, der einen barrierefreien Zugang zum Obergeschoss und damit zu den Plätzen im ersten Rang, zur Fürstenloge sowie zum Theatercafé bietet.
Bei der Wahl des Aufzugs legten der planungsverantwortliche Bauingenieur Reyk Höhne sowie der Landkreis Vorpommern-Rügen als Auftraggeber, großen Wert auf einen geringen Platzbedarf und eine optisch harmonische Lösung. Ausgeführt wurde schließlich ein maßgefertigter Lift der Böcker Maschinenwerke GmbH: Mobil-Lift, Typ BML 400 E mit Elektroantrieb, nach Maschinenrichtlinie 2006/42/EG.
Für Bauingenieur Höhne, der bisher nur mit Anbietern konventioneller Aufzugsanlagen zusammengearbeitet hatte, ist der Lift der ideale Aufzug für das Putbusser Theater: „Der Personenaufzug ist am nicht-denkmalgeschützten Anbau auf der Marktseite platziert und bildet mit seiner modernen Glas-Stahl-Konstruktion einen harmonischen Kontrast zur klassizistischen Gebäudearchitektur. Wir haben uns für Böcker als Lieferanten entschieden, da der Aufzug deutliche Vorteile bei den baulichen und technischen Gegebenheiten bietet. Es gab viele Möglichkeit ihn zu individualisieren und auf unsere Bedürfnisse abzustimmen. Natürlich haben auch ein gewisser Preisvorteil bei der Anschaffung und die deutlich geringeren Kosten für den Unterhalt eine Rolle gespielt.“
Kompakter Lift mit variabler Kabinengröße

Für die Installation des Aufzugs wurden zunächst einige bauliche Anpassungen am Theater in Form von Durchbrüchen und der Fundamentlegung vorgenommen. Den Aufzugsschacht fertigte ein ortsansässiger Schlossereibetrieb an. Innerhalb von fünf Werktagen wurde anschließend die Aufzugsanlage im selbsttragenden Stahlschacht montiert. Die Schachtgrube hat eine Tiefe von gerade einmal 120 mm, der Schachtkopf ist nur 2.700 mm hoch. Ein separater Maschinenraum wird nicht benötigt. Die gesamte Steuerung und der Elektroantrieb befinden sich neben der Kabine direkt im Aufzugsschacht.
Die Kabinengröße kann individuell auf das Bauvorhaben abgestimmt werden – ein entscheidender Vorteil, wenn bei einer Nachrüstungen im Bestand. In Putbus finden die Theaterbesucher in einer 1.100 mm x 1.400 mm großen, rollstuhlgerechten Kabine ausreichend Platz. Mit einer Tragkraft bis zu 400 kg fährt der Aufzug per Automatikbetrieb zwei Haltestellen an. Bis zu fünf Haltestellen in maximal 14,50 m Höhe sind möglich. Der geräuscharme Elektroantrieb ermöglicht Fahrgeschwindigkeiten bis zu 0,15 m/s.
Individuelle Gestaltungsmöglichkeiten

Am Putbusser Theater fügt sich das schlichte Design perfekt in die örtlichen Gegebenheiten ein. Der Kabineninnenraum ist in Edelstahloptik gestaltet, mit einem Spiegel auf der hinteren Kabinenwand. Die Bedienung und Etagenwahl im Lift erfolgt über ein vertikales Tableau in Edelstahloptik mit blau hinterleuchteten Etagentasten, LED-Überlastanzeige, integrierter Notleuchte und einem Display, das die Fahrgäste über Fahrtrichtung und Etage informiert. Eine integrierte Lichtleiste an der Kabinendecke sorgt für eine angenehme Beleuchtung und schaltet sich auf Anforderung automatisch ein oder aus. Der Bodenbelag besteht aus rutschfestem, dunkelgrauem Linoleum.
Von außen präsentiert sich der Lift mit einer vollautomatischen Teleskopschiebetür, aus Verbundsicherheitsglas mit Edelstahlrahmen. Mit einer Breite von 900 mm gewährt sie einen bequemen Zugang. Die Etagenbedienung im Türrahmen zeigt durch farbige Hinterleuchtung den Belegungszustand des Lifts an. Zusätzlich zur werksseitigen Gestaltung der Anlage hat der theatergeneigte Planer auf dem Dach der Aufzugskabine ein besonderes Gestaltungselement hinzugefügt. Steht der Aufzug im Erdgeschoss, können die Theaterbesucher vom ersten Stockwerk aus ein Kunstwerk im Comicstil bewundern.
Lift nach Maschinenrichtlinie – jederzeit sicher nach oben

Egal ob im Theater, Wohnhaus oder Geschäftsgebäude, bei der Beförderung von Personen steht die Sicherheit an erster Stelle. Der Mobil-Lift Personenaufzug erfüllt daher alle aktuellen Sicherheitsstandards und entspricht der Maschinenrichtlinie 2006/42/EG. Der sichere Kabinenzugang wird über eine Lichtschranke gewährleistet. Bei Stromausfall schaltet sich die akkubetrieben Notstromversorgung automatisch ein, so dass die Notabfahrt der Kabine sichergestellt ist und alle Fahrgäste den Aufzug entspannt verlassen können.
Zur elektrischen Sicherheitseinrichtung gehören weiterhin ein Notaus-Schalter in der Kabine und im Schacht, die automatische Sicherheitsabschaltung bei Über- oder Unterfahrt, eine separate Verkabelung des Leistungs- und Hilfsstromkreises sowie elektrisch betätigte Türschlösser mit Kontaktüberwachung. Optional möglich ist auch die Aufschaltung auf eine bauseitige Brandmeldeanlage mit Zwangsfahrt in die Rettungsebene bei Auslösung eines Alarms sowie die Verknüpfung mit einer 24-Stunden Notrufzentrale. Die Notrufeinrichtung ist alternativ auch mit individuellen Notrufnummern konfigurierbar.

Im Rahmen der Nutzungssteuerung kann die Ansteuerung nicht-öffentlicher Haltestellen mittels eines elektronischen Chips aktiviert werden. Der Lift fährt in diesem Fall die definierten Etagen nur nach Freigabe am inneren Bedientableau durch den Besitzer eines Transponders an. Am Theater in Putbus kommt diese Funktion für die zeitliche Zugangssteuerung zum Einsatz. Der Aufzug ist nur bei Bedarf in Betrieb und kann vor Beginn einer Vorstellung oder bei einer Belieferung des Cafés bequem von außen eingeschaltet werden.
In der Aufzugssteuerung ist darüber hinaus ein Betriebs- und Arbeitsstundenzähler integriert. Im Abgleich mit dem hinterlegten Wartungsintervall erfolgt eine automatische Wartungsmeldung an den Betreiber, so dass die regelmäßige Prüfung des Aufzugs stets sichergestellt ist.
Fazit
Pünktlich zu den Feierlichkeiten anlässlich des 200-jährigen Bestehens des Schauspielhauses nahm der Mobil-Lift Personenaufzug im Juli 2021 seinen Betrieb auf. Reyk Höhne schaut auf die Baumaßnahmen zurück und zieht eine positive Bilanz: „Mit der Begleitung des Projekts durch Böcker während der Planung, Ausführung und Inbetriebnahme sind wir sehr zufrieden. Gerade in der Planungsphase waren der intensive Austausch und die schnellen Reaktionszeiten sehr wichtig. … Ich freue mich, dass jetzt alle Theaterbesucher einen barrierefreien Zugang zum Obergeschoss unseres prachtvollen Inseltheaters haben.“